toii® Expert Oliver D. im Interview

Was ist toii®.Cut grundsätzlich, wozu wird es im Edelstahl- bzw. Stahl Service Center eingesetzt?

toii®.Cut ist ein webbasiertes Modul und Teil unserer toii® IIoT- und MES-Plattform, das speziell für den Messerbau zum Längsteilungsprozess von Coils konzipiert ist. Durch die Integration von Auftragsdaten aus ERP-Systemen oder auch durch manuelle Eingaben automatisiert toii®.Cut die Generierung von Messerbauplänen.

Was verändert sich im Stahl Service Center durch automatisiert generierte Messerbaupläne?

toii®.Cut gibt automatisch vor, welche Werkzeuge in welcher Reihenfolge optimal auf dem Messerbalken verbaut werden müssen, um die gewünschten Streifenbreiten zu schneiden. Was früher manuell berechnet und in Tabellen übertragen werden musste oder was nur punktuell von Standalone-Systemen ausgegeben wurde, ist heute vollautomatisch für jeden Messerbauer direkt am Arbeitsplatz auf dem Monitor verfügbar: die automatisch generierte und optimale Anordnung der Messer. Das Ziel von toii®.Cut ist es, die Produktbreite innerhalb der vorgegebenen Kundentoleranzen maximal auszunutzen und so die Rentabilität des Stahl Service Center zu steigern. Gleichzeitig werden die Rüstzeiten der Messerbalken signifikant minimiert. Darüber hinaus lässt sich mit toii®.Cut unter Ausnutzung der Kundentoleranzen auch der Saumschrott minimieren.

Was ist der Hauptnutzen bzw. die Kernleistung von toii®.Cut?

Zu den herausragenden Features zählt das standortübergreifende Teilen von Schnittlufttabellen. In diesen Tabellen ist der definierte Versatz zwischen dem oberen und unteren Rundmesser definiert. Es ist salopp gesagt der „heilige Gral“ eines jeden Stahl Service Center. Dieser Versatz ist elementar, um je nach Stahlgüte oder Materialdicke mit höchster Prozesssicherheit einen präzisen und sauberen Schnitt zu führen. Bisher gab es für den Messerbau dafür nur veraltete Standalone-Anwendungen. Durch die Möglichkeit, diese Tabellen mit mehreren Standorten zu teilen, können alle Center einer Organisation ihre Best-Practice-Erfahrungen teilen und so im Gesamtverbund ihren Messerbau und die Ergebnisse für ihre Kunden signifikant verbessern.

Was zählt noch zu den Highlights?

Neben der automatisierten Erstellung der Messerbaupläne und dem standortübergreifenden Austausch von Schnittlufttabellen bietet toii®.Cut eine zentrale Werkzeugverwaltung. Hier sind alle relevanten Daten und Zustandsinformationen der verschiedenen Messer hinterlegt. Also beispielsweise, welche Messer für welche Schneidprozesse zur Verfügung stehen, ob sie verschlissen oder defekt sind oder ob sie geschliffen werden müssen. Die entsprechenden Messer werden dann in der Werkzeugverwaltung markiert. Die Verwaltung kann ebenfalls standortübergreifend beispielsweise für Auswertungen genutzt werden.

Wie war die Entwicklung von toii®.Cut? Welches Know-how für Stahl Service Center steckt in dem Produkt?

toii®.Cut ist aus der Praxis für die Praxis entstanden. Und das ist bei uns keine Floskel: Denn wir sind in der vorteilhaften Situation, dass wir in unserem Konzern mit thyssenkrupp Materials Processing Europe selbst Edelstahl- und Stahl Service Center betreiben. Das heißt, die Software wurde in enger Kooperation mit den Menschen entwickelt, die tagtäglich mit den Herausforderungen des Messerbaus umgehen. Durch diese partnerschaftliche Zusammenarbeit bietet toii®.Cut Lösungen, die wirklich die Praxisanforderungen von Stahl Service Centern erfüllen und die einen signifikanten Nutzen generieren.

Was waren die Herausforderungen, die Sie in dieser Zusammenarbeit adressiert haben?

Die Entstehung von toii®.Cut ist praktisch eine Reaktion auf spezifische Herausforderungen, die unsere Kollegen bei thyssenkrupp Materials Processing mit der bisherigen Software für den Messerbau hatten. Die eingesetzten Standalone-Anwendungen der Maschinenhersteller waren veraltet und wurden nicht mehr weiterentwickelt. Hinzu kam, dass sie nicht webbasiert waren, was den Zugriff von verschiedenen Arbeitsplätzen erschwerte. Auch Detailanpassungen, die für den optimalen Messerbau nötig sind, fehlten. Die Baupläne mussten immer wieder manuell überarbeitet werden, was wiederum ein erhebliches Fehlerpotential mit sich brachte. Es war eine komplett heterogene Welt, auf die wir trafen.

Wie konnten Sie diese Herausforderungen lösen?

Aus unserem Teamwork ist eine völlig neue Software entstanden. Daran waren viele Experten beteiligt. Was wir jetzt dem Markt mit toii®.Cut anbieten, ist ein vorkonfiguriertes, einsatzfertiges System für den Shopfloor, das sich darüber hinaus individuell an die speziellen Anforderungen jedes Stahl Service Centers anpassen lässt. So können beispielsweise eigene Schnittlufttabellen und eine Vielzahl weiterer Parameter problemlos integriert werden.

Welche Effekte hat die standortübergreifende Nutzung konkret in der Praxis?

Sie fördert nicht nur die Kommunikation, die Transparenz und schafft gemeinsame Optimierungspotenziale, sie hat auch einen Homogenisierungseffekt. toii®.Cut ermöglicht die standortübergreifende Vereinheitlichung der Arbeitsprozesse im Hinblick auf den Messerbau. Da alle Standorte Zugriff auf dieselben Schnittlufttabellen, Werkzeugverwaltungen und Bauplan-Funktionen haben, kann ein durchgängiger, unternehmensweiter Standard geschaffen werden. Dies erleichtert die Einarbeitung und Weiterbildung der Fachkräfte. Wenn an allen Standorten gleiche Benutzeroberflächen und Funktionalitäten vorhanden sind, können Mitarbeiter schneller und effizienter geschult werden. Dies ist besonders in Zeiten eines Fachkräftemangels von entscheidender Bedeutung. Darüber hinaus minimiert die Homogenisierung die Fehleranfälligkeit. Durch den Einsatz einer einheitlichen Softwareplattform verringern sich die Risiken von manuellen Fehlern, die durch unterschiedliche Systeme und Prozesse an verschiedenen Standorten entstehen könnten. In der Summe führt der Homogenisierungseffekt also zu einer deutlichen Steigerung der Gesamteffizienz, da er eine konsistente Qualität sicherstellt, während er gleichzeitig den administrativen Aufwand und die Komplexität der Prozesslandschaft verringert.

Und was ist mit internationalen Standorten?

toii®.Cut ist mehrsprachig konzipiert und somit für international agierende Unternehmen wertvoll. Aktuell ist toii®.Cut in Deutsch, Englisch, Spanisch und Polnisch verfügbar und wir integrieren weitere Sprachen.

Wie fügt sich toii®.Cut in die bestehende toii® IIoT- und MES-Plattform ein?

toii®.Cut ist ein integraler Bestandteil unserer Plattform, die es uns erlaubt, die gesamte Wertschöpfungskette der Stahlbearbeitung abzubilden, zu analysieren und zu automatisieren. Die Module sind so konzipiert, dass sie unabhängig voneinander bereits große Vorteile schaffen. Den größten Effekt bringen sie aber durch harmonisierte Datenweitergabe untereinander, die erhebliche Synergien bieten. Ein anschauliches Beispiel dazu sind die Messerbreiten: Sobald diese in toii®.Cut generiert wurden, werden sie automatisch an toii®.Control weitergeleitet. toii®.Control kann daraufhin den automatischen Separierwellenbau parametrieren.

Trägt toii®.Cut auch zum Qualitätsmanagement bei und wenn ja, wie?

Natürlich. Im modernen Shopfloor ist Traceability entscheidend. toii®.Cut trägt beispielsweise dazu bei, indem es über die Auftragsnummer den entsprechenden Messerbauplan und Änderungen aus der Historie verfügbar macht. Das ermöglicht dem Qualitätsmanagement, die Prozesse detailliert zu bewerten.

Wie sehen die technischen Voraussetzungen für toii®.Cut aus, und wie gut lässt sich das Modul in eine bestehende IT-Infrastruktur integrieren?

toii®.Cut ist bewusst so gestaltet, dass es sich leicht in verschiedene IT-Landschaften integrieren lässt. Das Modul kann auf jedem aktuellen Windows Server installiert werden. Das gilt sowohl für lokale Installationen on premise als auch für Cloud-basierte Lösungen, was die Flexibilität deutlich erhöht. Als Schnittstelle zu bestehenden ERP-Systemen steht standardmäßig eine REST API zur Verfügung. Wir können die Anbindung aber problemlos individuell nach Bedarf auch anpassen, z.B. zu SAP oder spezialisierten ERP-Lösungen. toii®.Cut ist auf modernsten Entwicklungsplattformen wie beispielsweise .NET aufgebaut, was für die Kunden Investitions- und Zukunftssicherheit bedeutet.

Welche Sicherheitsmaßnahmen sind implementiert?

Sicherheit ist natürlich ein wesentlicher Faktor. Deshalb haben wir ein Rechtemanagement realisiert, das sowohl lokal als auch standortübergreifend wirkt. Dies schützt die Daten und gewährleistet, dass nur autorisierte Personen Zugang zu spezifischen Funktionen oder Informationen haben.

Können interessierte Unternehmen toii®.Cut vorab testen?

Ja, definitiv. Wir bieten eine Demo-Version von toii®.Cut an, die in Azure gehostet ist. Das gibt den Kunden die Möglichkeit, alle Funktionen unter praxisnahen Bedingungen zu testen. So können sie sich aus erster Hand von den Vorteilen überzeugen, die das Modul bietet.

Das klingt vielversprechend. Und wie sieht es mit der Inbetriebnahme aus?

Die Implementierung und Inbetriebnahme des Moduls sind in der Regel innerhalb weniger Tage abgeschlossen. Das variiert natürlich je nach der spezifischen Konfiguration und Anforderungen des jeweiligen Unternehmens. Unser Field-Engineering-Team begleitet den Prozess von Anfang bis Ende und stellt sicher, dass alles reibungslos verläuft. Nach der erfolgreichen Inbetriebnahme stehen wir den Kunden selbstverständlich weiterhin mit Support zur Seite, um sicherzustellen, dass sie das Beste aus ihrer Investition in toii®.Cut herausholen.